Gedenkstätte

Auf dem natur- und gedenkmalgeschützten Ev. Luisenkirchhof III (Berlin-Charlottenburg) vereint die Ökumenische Gedenkstätte für Genozidopfer im Osmanischen Reich e.V. die Erinnerung an über drei Millionen Christen, die 1912-1922 unter den nationalistischen Regimen der Jungtürken und Kemalisten bei Massakern, Todesmärschen und Zwangsarbeit ermordet wurden. Drei aufgelassene Erbbegräbnisstätten wurden zu „Altären des Gedenkens“ umgewidmet. Ihre Seitenflügel tragen sechs „Ikonen der Vernichtung“ aus der Verfolgungsgeschichte der Armenier, Aramäer/Assyrer/Chaldäer sowie Griechen Ostthrakiens, Kleinasiens und des Pontos. Die Kalksteinplatten davor tragen die Namen der wichtigsten Herkunftsorte der Opfer und werden über QR-Kodes mit einer virtuellen Gedenkstätte verbunden sein.

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Widmungstafel

Aus Corten- und Edelstahl gefertigt, gemahnt die Widmungstafel an die Opfer und den Staat, in dessen Namen diese Völkermorde verübt wurden. Ein Riss zwischen dem oberen und unteren Teil der Tafel symbolisiert die unverheilte Wunde und den Schmerz, die die Weigerung der Türkei hervorruft, die Verbrechen ihres Vorgängerstaates als Genozid anzuerkennen bzw. zu verurteilen. So bleibt auch nach über 100 Jahren die Wunde aufgeklammert und verhindert Heilung sowie Aussöhnung.

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Bildergalerie

Am 13. Oktober 2012 segneten Geistliche der armenisch-apostolischen, der griechisch-orthodoxen und der syrisch-orthodoxen Gemeinden Berlins die jetzige Gedenkstätte. Ende Mai 2015 konnte die Widmungstafel errichtet werden. Vor der Widmungstafel und den „Altären der Erinnerung“ bedecken 62 Platten aus Muschelkalk den Boden. Sie tragen in zwei- bis viersprachigen Inschriften – in lateinischen Buchstaben, auf Armenisch, Griechisch sowie Aramäisch - die Namen der Provinzen bzw. Herkunftsorte der Opfer. Zwischen die Ortsnamenplatten sind Namenssteine zur Erinnerung an Opfer gebettet, die von Angehörigen oder Menschen gespendet wurden, die aus dem selben Ort stammen bzw. den Namen eines Opfers in Erinnerung rufen wollen.

Video

Noch ist die Ökumenische Genozidgedenkstätte nicht fertig – es fehlt noch ein Drittel der Bodenplatten sowie die Beschriftung fast aller Platten, eine Infotafel, Bänke sowie steinerne Ablagen für Kränze und Kerzen. Doch das von Tigran Petrosyan gefertigte Video veranschaulicht eindrucksvoll, dass die Gedenkstätte schon jetzt zu einem würdevollen Ort der Trauer, des Gedenkens und der Mahnung gestaltet werden konnte, an dem 2015 und 2016 an jeweils drei Jahresgedenktagen der Armenier (24. April), Aramäer (15. Juni) und Griechen (14. September) der Opfer bei gemeinschaftlichen Veranstaltungen gedacht wird. Dies verdanken wir nicht nur den Zuwendungen des Landesdenkmalamts Berlin, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Berliner Senatsverwaltung für Jugend und Sport, sondern zahlreichen privaten Spenderinnen und Spendern. Die Ökumenische Genozidgedenkstätte stellt dadurch auch ein Gemeinschaftswerk dar.